Duisburg im Jahre 1566
Stadtbild
Das ca. 33 ha große Stadtgebiet (heute 23282 ha) wird vollständig von der am Ende des 13. Jahrhunderts gebauten, ca. 10 m hohen Stadtmauer mit ihren 21 Türmen und Halbtürmen und den 4 Stadttoren umschlossen. Die Entfernung von Stapeltor zum Marientor beträgt 875 m und vom Kuhtor zum Schwanentor 445 m. Duisburg war eine typische Mittelstadt in der etwa 2000-3000 Menschen lebten. Auffällig ist die sehr weitläufige Bebauung. Das viele Gartenland bot noch bis ins 19. Jahrhundert ausreichend Bauland innerhalb des Mauerrings.
Vom ehemaligen Mittelpunkt der Stadt, der Königspfalz, ist nach einem Brand bis auf einen Rest nichts mehr erhalten geblieben. Dieser Rest bildete einen Teil des Rathauses und lässt sich an seinen romanischen Fensterbögen leicht von der neueren Bebauung unterscheiden. An Stelle der alten Pfalzkapelle steht nun der im gotischen Stil ab 1335 errichtete Neubau, die Salvatorkirche.
Zentraler Handelsplatz war der Markt unterhalb der Salvatorkirche (ab 1719 wurde der Markt auf dem Burgplatz abgehalten). Hier stand auch die Markthalle. 1559 wurde in einem Teil der Markthalle ein Gymnasium eingerichtet in dem auch Gerhard Mercator unterrichtete.
Insgesamt machte die Stadt einen sehr bescheidenen Eindruck. Eines der stattlichsten Häuser war noch die Markthalle (Scharn, Fleischhalle). Aber selbst sie konnte einem Vergleich mit den prachtvollen Bürger- und Geschäftshäusern flandrischer Städte aus dieser Zeit nicht standhalten.
Ökonomisch
Im Mittelalter floss der Rhein unmittelbar an Duisburg vorbei. Durch die direkte Anbindung an diesen wichtigen Verkehrsweg entwickelte sich Duisburg zu einer wichtigen Handelsstadt. Nach dem Rheindurchbruch bei Essenberg entfernete sich der Rhein aber um 3 km von Duisburg und es blieb nur noch ein Altarm, der Ende des 14. Jahrhunderts endgültig verlandet und Duisburg von der Rheinschifffahrt und damit von den Handelsrouten abschnitt. Obwohl Duisburg Mitglied der Hanse war, führte das zu einer jahrhundertelangen Stagnation. Duisburg wurde zur Ackerbürgerstadt, also einer Stadt, in der die Bürger ihren Lebensunterhalt haupsächlich durch Handwerk und Landwirtschaft bestritten und blieb es bis zum Begin der Industriealisierung im 19. Jahrhundert.
Politisch
Duisburg gehörte 1566 zum Herzogtum Kleve. König Rudolf von Habsburg hatte die zum Reich gehörende Stadt im Jahre 1290 für 2000 Mark Silber verpfändet. Das Geld ging als Mitgift für seine Nichte bei ihrer Hochzeit an den Grafen Dietrich VII von Kleve. Die Stadt Duisburg verlor ihre Reichsunmittelbarkeit und ihre Eigenschaft als Reichsstadt, konnte ihre innere Selbstständigkeit aber bewahren. Dazu gehörte seit 1421 durch den Kauf des Schultheißenamtes auch die volle Gerichtshoheit.
Gerhard Mercator
1566 lebte mit dem Geographen und Kartographen Gerhard Mercator der wohl berühmteste Duisburger an der Oberstraße. 1552 war er vor einer Anklage wegen Ketzerei aus Flandern geflohen. Noch heute hat die nach ihm benannte Mercatorprojektion eine große Bedeutung bei der Navigation von Schiffen und Flugzeugen. Ein Schüler Mercators war Johannes Corputius. Er vollendete 1566 den sogenannten Corputiusplan, der aufgrund seiner Präzision und Anschaulichkeit bis heute ein wichtiges Hilfsmittel der Duisburger Stadtgeschichtsforschung und der hier vorgestellten Rekonstruktion darstellt.
|